DER BAUCH VON TOKYO
Eine filmische Gebrauchsanweisung um Japan zu verstehen.
Über zwei Jahre habe ich in Tokyo gelebt. Täglich blickte ich aus meinem Wohnturm auf ein endloses Häusermeer. Ich wohnte in der größten Stadt der Welt - zusammen mit 36 Millionen Menschen. Mich hat interessiert, wie diese Stadt der Superlative funktioniert und wie ihre Bewohner versorgt werden. Im Februar 2011 bin ich nach Deutschland zurückgekehrt. Im Gepäck Bilder und Geschichten über Menschen, die den „Bauch von Tokyo“ füllen. Das Filmmaterial gestattet Einblicke in sonst verschlossene Orte wie Wasserwerke, Kläranlagen und die 16 000 Kilometer lange Kanalisation. Es zeigt Müllarbeiter, Fischhändler, Köche und Bauern bei der Arbeit und verdeutlicht den Stellenwert, den Rituale, Disziplin und Gruppenzugehörigkeit in Japan haben.
Seit dem 11. März 2011 ist die Perspektive verrückt. Ein Film über die Versorgung Tokyos, der auch eine Mentalitätserkundung ist, muss auf die Dreifachkatastrophe Bezug nehmen.
Im Juli 2012 habe ich die selben Fischhändler, Biobauern und Müllmänner in Tokyo und im Nordosten Japans noch einmal besucht und zu den Veränderungen befragt. Sie erzählen sehr eindrücklich, was sie seit dem Frühjahr 2011 erlebt haben und sprechen offen über ihre Ängste und Sorgen, die bis heute anhalten. Sie berichten von falschen Informationen über Fukushima, von verschwiegenen Strahlenbelastungen im Wasser und im Klärschlamm und von manipulierten Nachrichten über Demonstrationen und andere Aktionen des zivilen Ungehorsams. Entstanden ist ein Film über die Versorgung dieser Stadt der Superlative, bei dem Fukushima und seine Folgen miterzählt werden. Ein Film auch über Vertrauensverlust in die technischen und politischen Eliten und über "DIE WUT IM BAUCH" vieler Japaner.